„Rabbuni, ich möchte sehen können"

Sr. Theresia Eberhard durfte zum Besinnungsnachmittag der MHGG 23 Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Dreifaltigkeitskloster begrüßen.

Um in die Stille zu kommen, hörten wir zuerst einen Teil des Musikstückes „Air“ von J.S. Bach. Daran anschließend sangen wir zu Bewegungen das Lied „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke mein Licht…“ In der Heiligen Schrift wurden über 220 Fragen gefunden, die Jesus an die Jünger, an Kranke, an Fremde, an Freunde und Gegner gestellt hat z.B.: Was sucht ihr? Warum habt ihr Angst? Für wen haltet ihr mich? Warum weinst du? Wen suchst du? Liebst du mich?

An diesem Nachmittag hören wir die Frage an Bartimäus „Was soll ich dir tun?“ Mk 10.51. Diese Frage geht nicht an den Verstand, sondern sie geht viel tiefer. Theologisch ist die Heilung des Blindseins sekundär. Es geht hier vielmehr um den besonderen Glauben des Bartimäus, der Jesus als „Sohn Davids“ anspricht und damit als Messias bekennt. Dem Lesen der Perikope aus dem Markusevangelium 10, 46-52 folgt ein Interview zwischen einem Reporter der „Jeriocho-Post“ und Bartimäus. Dies wurde von zwei Mitgliedern der MHGG vorgetragen.

Es folgte die Geschichte des Bartimäus in acht Bildern die voller Dynamik stecken. Vom ganz abseits am Wegrand sitzenden, blinden Bettler, seinem verzweifelten Schrei nach Jesus, noch einmal lauter, immer stärker. Jesus hört ihn und ruft nach ihm und schließlich die Worte Jesu: „Geh, dein Glaube hat dir geholfen“. Ein neuer, verwandelter, sehender Bartimäus wird geboren. Die acht Bilder wurden auf dem Boden ausgelegt und man konnte sich einem Bild, das einen persönlich sehr anspricht und berührt, in Stille widmen.

Dann gab uns Sr. Theresia ein paar Fragen, über die wir nachdenken, nachsinnen, nachspüren konnten:

Wann, wo und wem gegenüber bin ich blind?
Wann und wo tappe ich im Dunkeln, sehe nicht weiter, blicke nicht durch?
Bin ich bereit mir die Augen öffnen zu lassen?
Weiß ich, dass ich und wo ich bedürftig bin, arm, angewiesen?
Wage ich zu äußern und um das zu bitten, was und wen ich nötig habe?
Was heißt es für mich, wieder sehen zu können – den Sinn in meinem Leben, die Not der anderen Menschen, die eigene Berufung?

„Wie stelle ich mir Gott vor?“ - Diese Frage wurde Kindern gestellt. Ein zehnjähriges Mädchen aus der Nähe von Freiburg malte ein Bild mit konzentrischen Kreisen. Die Mitte des Kreises ist gelb und es folgen die Farben Orange, Grün, Rosa, Rot und Blau. Den gesamten Kreis umgab sie mit gelben Strahlen. Den Hintergrund malte sie in hellem Grün aus. Ihr Kommentar in Original-Rechtschreibung:

„Ich stelle mir Gott so vor das er in seiner ganzen Freude glänzt. Mann sagt das Gott kein Mensch ist. Keine Frau und kein Mann ist. Also habe ich mir gedacht ich male etwas was lebt aber doch nicht auf der Erde lebt. Sondern etwas was es überall auf der Welt gibt. Ich habe mir als ich Gott in den bunten Farben gemalt, habe ich mir schon etwas gedacht. Ich habe mit gelb angefangen das sollte für mich bedeuten Ofenheit. Orange bedeutet Vergebenheit. Grün bedeutet leben. Rosa bedeutet Zusammensein. Rot bedeutet das Gott uns liebt und
blau bedeutet Unendlichkeit. Und das alles zusammen ist für mich Gott.“

Wir waren berührt und staunten, wie tief das Urvertrauen in der Seele dieses Kindes schlummert, es sich entfaltet und sich ausdrückt. Ja, diesen Glauben eines Kindes wünschen wir uns alle. Eine Teilnehmerin bemerkte spontan: „Dieses Kind ist schon weit.“

Oft scheint es, Gott ist fern. Haben wir Mut, vertrauen wir, stehen wir auf und gehen in das Gebet, in die Stille, um Gott zu hören, damit in unseren Herzen der Gott der Freude aufleuchtet. Geben wir ihm durch unser Leben sein strahlendes Antlitz in unserer Welt. Glauben wir an einen schönen, wahrhaft treuen Gott. Möge ein solcher Glaube uns tragen in all den verschieden bunt gemischten Situationen unseres Lebens.

Nach einer Kaffeepause, in der Raum für persönliche Gespräche war, ging es mit einem Gebetsgottesdienst weiter. In ihm gaben wir in Liedern, Dank- und Lobpsalmen unserem Staunen nochmals Ausdruck “ER hat alles gut gemacht“, Mk 7,37. Das Auferstehungsbild von Georgia  Andrzejewski  führte uns zur Auferstehung Jesu hin. „Stand da nicht einer auf, der tot schon im Grab lag? Weckte damals nicht einer Hoffnung, wo nichts mehr zu hoffen war?“  Bartimäus hoffte gegen alle Hoffnung – „Jesus, Sohn Davids erbarme dich meiner?“ Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg. Bartimäus, auferstanden aus dem Dunkel ins helle Licht – hinein in einen neuen Ostermorgen, erfüllt von einem Gott, der in seiner Freude glänzt.

Mit viel Dankbarkeit für den Nachmittag verabschiedeten wir uns von Sr. Theresia.

Dagmar Blumenthal
Sr. Theresia Eberhard